Walking the Walk: neue Touren mit Hongkongs Stadtführern

Hongkonger Tour Guides geben einen Einblick in die unerforschten Seiten der Metropole und bringen Touristen die künstlerische, historische und kulinarische Seite Hongkongs näher.

BildVor etwa einem Jahr hörte Raymond Huang einen bekannten Hongkonger Geschäftsmann darüber sprechen, warum Hongkong die Angebote für Touristen – über Einkaufsmöglichkeiten hinaus – abwechslungsreicher gestalten sollte. Ein paar Monate später gründete er Liuda Tour und bot seine eigenen Führungen durch die Stadt an. „Hongkong hat kulturell, künstlerisch und kulinarisch so viel zu bieten. Warum soll man dort nur shoppen?“, findet Huang.

Huang ist nicht der einzige Anbieter, der Touristen aus den Einkaufsläden heraus und in die Straßen Hongkongs bringen möchte. So gibt es mittlerweile eine Reihe von Jungunternehmern, die ihre eigenen Stadtführungen anbieten: Radtouren, historische Führungen, Fotografie- und selbst Nachtischtouren sind nur ein Bruchteil der Angebote, die den Touristen einen Einblick in die Welt eines Hongkongers und in die unerforschten Seiten der Metropole liefert. Laut Angaben des Hong Kong Tourism Board gaben Touristen im vergangenen Jahr rund 46 Milliarden USD während ihres Aufenthalts in Hongkong aus.

Das erste Angebot von Liuda Tour war eine „Geistertour“ in den Straßen von Wan Chai, einem alten Arbeiter-Viertel, über das viele wilde Geschichten mit Tod und Geistern existieren. „Leider kam die Tour nicht so gut an“, erzählt Huang. Deswegen erweiterte er sein Angebot um eine Einführung in die Metropole sowie eine weitere Tour durch die Galerien von Hongkongs Künstlerviertel „Soho“, die beide mehr Erfolg hatten. Mittlerweile veranstaltet Luida Tour fünf Touren per Woche.

Neben ausgezeichneten Shopping-Möglichkeiten ist Hongkong für seine hervorragende Food-Szene bekannt. Das wollten sich die Schwestern Cecilia und Silvana Leung zunutze machen und gründeten deshalb 2012 Hong Kong Foodie Tours. „Cecilia arbeite damals noch in der Finanzbranche, als sie in den USA zum ersten Mal an einer Food-Tour teilnahm. Wir wussten, dass es nichts dergleichen in Hongkong gab, dass es dort aber super laufen würde“, erzählt Silvana Leung.

Hong Kong Foodie Tours startete mit zwei Tour Guides und einer Führung mit Hongkonger Klassikern wie Dim Sum, Egg Tarts, Wantan-Nudeln und gebratenem Fleisch. „Das sind die Must-haves“, die jeder, der Hongkong besucht, probiert haben muss“, sagt sie.

Hong Kong Foodie Tours will die ganz besonderen kulinarischen Erlebnisse Hongkongs aufdecken. Während es genug bekannte Restaurants gibt, die von vielen Reiseführern empfohlen werden, bleiben einige der besten Gerichte aus versteckten Restaurants und Cafés mit ausschließlich kantonesischem Menü in den kleinen Seitenstraßen verborgen. Solche Orte ohne einheimische Hilfe ausfindig zu machen, ist nahezu unmöglich.

Bei den Führungen der Leung-Schwestern haben etwa 8 bis 12 Teilnehmer die Möglichkeit, sich sowohl untereinander als auch mit den Tour Guides, den Köchen und Restaurantbesitzern auszutauschen. An manchen Tagen können die Touristen sogar die Küche besuchen, ein anderes Mal erzählt der Cafébesitzer, warum er das Unternehmen gründete und wie bestimmte Gerichte zubereitet werden. „Es handelt sich dabei immer um Familienunternehmen, die ihre eigene Geschichte erzählen“, sagt Leung.

Mittlerweile arbeiten sieben Guides für Hong Kong Foodie Tours, das nun auch Food-Touren in anderen Vierteln der Stadt veranstaltet. So werden seit 2013 auch Frühstückstouren im älteren Industrieviertel Sham Shui Po angeboten, das kaum in normalen Reiseführern erwähnt wird. Dort können die Besucher den in Asien beliebten Reisbrei „Congee“ und Milchtee nach Hongkonger Art probieren. Auf die Idee für diese Tour kamen die Schwestern, nachdem sich die Teilnehmer zuvor nach mehr Informationen über die regionalen Ess- und Trinkgewohnheiten erkundigt hatten.

Die neuesten Touren führen die Teilnehmer durch lokale Märkte und Restaurants der normalerweise von Touristen weniger gut besuchten Hongkonger „New Territories“, wo man ihnen außergewöhnliche Früchte anbietet oder sie Schlangensuppe kosten lässt. Das sich wandelnde Ansehen der Gegend – vom bäuerlichem Hinterland zu einer modernen „New Town“ – ist dort ein beliebtes Diskussionsthema.

Vor drei Jahren seien solche Touren noch relativ selten, die wachsende Nachfrage jedoch ein großer Ansporn gewesen, berichtet Leung. „Die Leute möchten wirklich mehr über die Geschichte und Kultur Hongkongs erfahren“. Hauptsächlich kämen die Teilnehmer aus englischsprachigen Ländern, etwa Großbritannien, den USA und Australien, aber auch aus Singapur, den Philippinen und Thailand.

Andere Anbieter hingegen machen die Erfahrung, dass ihre Führungen mehr Anklang bei Einheimischen als bei Touristen finden. So bieten die von Walk In Hong Kong organisierten Touren durch die unterschiedlichsten Viertel Hongkongs viel kulturelle Vielfalt. Mitbegründer Paul Chan hofft, dass sich damit künftig auch Hongkongs Angebote für Touristen erweitern lassen. Seine Touren befassen sich mit regionalen Bräuchen und Mythen in den meist weniger bekannten Vierteln der Stadt.

Obwohl das 2013 gegründete Walk In Hong Kong sich ursprünglich an Besucher von außerhalb richtete, kommen inzwischen meist private Hongkonger Firmen und Konzerne, für die das Unternehmen spezielle Touren anbietet. „Für Banker oder Leute aus dem Finanzsektor gestalten wir beispielsweise individuelle Touren zu Hongkongs Finanzgeschichte oder Studenten bekommen eine Einführung in die Geschichte ihrer Universität“, erzählt Chan.

Viele Teilnehmer der historischen Führungen von Jason Wordie sind ebenfalls Einwohner der Metropole. Zu seiner Kundschaft zählen private Hongkonger Clubs und die Touren zogen ursprünglich oft die Ehefrauen ausländischer Expats an. Diese nahmen unter der Woche an den Touren teil, während ihre Ehepartner arbeiteten. Mit der zunehmenden Zahl weiblicher Expats in Hongkong wandelt sich dies. Nun sind die von Wordie angebotenen Touren an den Wochenenden ausgebucht.

Das 2012 gegründete Secret Tour Hong Kong, das sich zu einem lokalen Eventunternehmen entwickelt hat, bietet so ausführliche Touren durch die verschiedenen Viertel der Stadt an, dass sogar gebürtige Hongkonger darauf aufmerksam wurden. „Wir nahmen immer einen Einheimischen auf alle neuen Touren mit und wenn derjenige die Tour interessant fand, waren wir sicher, dass es eine gute Tour ist“, erzählt Stephen Chung, Gründer von Secret Tour Hong Kong. Durch die Veränderungen alter Bezirke entsteht bei vielen Anwohnern der Wunsch, mehr über ihr Erbe zu erfahren, bevor die Gebäude und Geschichten um sie herum verschwinden.

Die meisten Tour-Veranstalter gründeten ihr Unternehmen aus eigenem Interesse am Reisen und dem Wunsch, Hongkongs Traditionen und Überlieferungen mit Gleichgesinnten zu teilen. Andere nahmen sich den Erfolg vieler Tour Guides im Ausland zum Vorbild.

Chan ist immer noch bestrebt, mehr Touristen für seine Führungen zu gewinnen. Erst kürzlich präsentierte Walk In Hong Kong deshalb eine neue Variante für das „New Tour Product Development“ des Hong Kong Tourism Board, das nach neuen und ideenreichen Services speziell für Touristen sucht. „Wir betreiben keinen Massentourismus, sondern richten uns an eine kleine Zielgruppe. Das schränkt natürlich auch den Umsatz ein“, sagt Chan. „Hat man jedoch erst einmal eine Nische gefunden, lernt man, sich den Wünschen der Kunden anzupassen und so wird man schließlich wettbewerbsfähig“, erzählt er weiter. „An diesem Punkt befinden wir uns gerade.“

Bei Liuda Tour sind die Touristen zwar immer noch in der Minderheit, aber Huang sieht Potenzial für den kulturellen Tourismus: „In einer Stadt wie Los Angeles, in der alles eher breiter gefächert ist, wäre eine Führung zu Fuß unmöglich. In Hongkong liegt – trotz der hügeligen Landschaft – alles sehr dicht beieinander und es herrscht ein großer Zustrom von Touristen aus Ost und West. Das ist ideal.“

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