TESZT Festival des ungarischen Theaters im rumänischen Timisoara, ein Erfolgsprojekt

Das TESZT FESTIVAL in Timisoara, der drittgrößten Stadt des Landes, hat seine neunte Runde überstanden. Ein Kommentar von Dieter Topp hierzu und dem sozio-kulturellen und geo-politischen Umfeld …

BildUNERWARTET in Sachen Qualität, mit einem sozialem und politischem Hintergrund mit der Ausstrahlung eines selbstverständlichen Bewusstseins jeglicher Freiheit, die Theater haben sollte, ein Bekenntnis zum freiheitlich ungarischen und europäischen Bewusstsein und von signifikanter Bedeutung im Ringen um den Titel Kulturhauptstadt 2021 wartete heuer ein ungarisches Stadttheater in Rumänien auf. Hier zeigte sich einmal mehr, dass ein kleines Theater und sein Festival – möglicher Weise wegen begrenzter finanzieller Mittel – wesentlich direkter und effektiver Identität finden und ausstrahlen kann. Es mag auch an der Diaspora Situation liegen. Dem Team des Ungarischen Theaters Timisoara, Temesvári Csiky Gergely Állami Magyar Színház, spreche ich meine Hochachtung zu Mut und Engagement aus und dem Publikum ein Lob für sein Interesse, fast jede Vorstellung war ausverkauft und die anschließenden Diskussionsrunde gut besucht.

Das rumänische Theatersystem gliedert sich in staatliche Spielstätten (Teatrul National) und Häuser in städtischer Verantwortung (mit dem etwas irreführenden Namen Teatrul de Stat), was realiter Auswirkungen auf Spielplan und Besetzung hat. So hängen Nationaltheater direkt am staatlichen Tropf, ihre Intendanten (Generalmanager) werden aus einer staatlichen Runde heraus bestellt und können demnach auch zumindest eine Legislaturperiode lang ihrer Arbeit recht frei ausüben. In städtischen Spielstätten hingegen kann die Politik schneller zugreifen, wenn es dem einen oder anderen Lokalpolitiker nicht in die politischen Interessen passt.

In ihrem Buch „Das rumänische Theater nach 1989“ fragt die rumänisch stämmige Herausgeberin und Koautorin Irina Wolf (Wien) wie es um die rumänische Theaterwelt steht. Welche Autoren werden an welchen Theaterhäusern von welchen Künstlern gespielt? Wie gelingt es, nach Diktatur und Zensur an europäisches Theaterlebens anzuknüpfen? Bedeutende Fragen werden hier angesprochen, deren Beantwortung sich von Jahr zu Jahr ändert, leicht positiv einer Tendenz politischer und gesellschaftlicher Offenheit folgend in der vergangenen Dekade, die der Chronist im Land verbringt. „Erhitzte Gemüter, ethnische Konflikte, das Schicksal der sozialen Randgruppen: Es sind politisch und sozial brandaktuelle Themen, die die postkommunistische Generation der rumänischen Regisseure und Dramatiker beschäftigen“, heißt es im Umschlag zum genannten Werk.

Es lässt sich also direkt eine politische Haltung der neuen Macher-Generation ableiten: Das „Csiky Gergely“ Theater aus dem westrumänischen Timisoara, besteht seit den späten 50er Jahren als autonome Institution, die früher dem rumänischen Nationaltheater unterstand. Eine eigenständige ungarische Theater Company vertritt seitdem auf kultureller Ebene die ungarische Minderheit der rumänischen Region Banat und überzeugt – besonders in den letzten beiden Dekaden – mehr und mehr durch zeitgenössische Spielweisen. Es bildet zusammen mit anderen ungarischen Spielstätten z.B. in Cluj-Napoca und Targu-Mures einen „intellektuellen Fleckenteppich“ der Diaspora-Ungarn. Das Deutschlandradio verdeutlichte am 11.12.2014 im Bericht des deutsch-ungarischen Journalist und Korrespondenten Stephan Ozsváth, wie weit und wie sehr noch der Arm des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Rumänien hineinreicht und dieser versucht, nationalistische Ideen zu exportieren und in Rumänien zu implementieren.

Auch von rumänischer Seite wird versucht, konservative und intolerante Weltanschauung, die stets und ständig von orthodoxer Kirchenseite gepredigt und oktroyiert wird, zu manifestieren. Dem bekannten rumänischen Regisseur Radu Afrim wollte man noch vor wenigen Jahren von lokalpolitischer Seite eine Aufführung verbieten, weil die Sprache die Jugend verderbe.
Und so passt es ins Bild, wenn dann beim diesjährigen TESZT Festival der frisch gekürte Staatssekretär des Kulturministeriums (im Übrigen Leiter des Theaters der deutschen Minderheit in Timisoara) die Eröffnung bereits vor dem Besuch der ersten Vorstellung, einer Premiere des ungarischen Festivaltheaters in Kooperation mit dem ungarischen Kosztolanyi Dezsö Theater aus dem serbischen Subotica, verließ mit der Bemerkung, das Stück (des bekannten Regisseurs András Urbán) HUNGARIAN sei Politik, das sei kein Theater in seinem Sinne. Dies veranlasste den Chronisten zu der Aussage:“ Wir brauchen mehr Urbán, weniger Orbán.“
Wenn eine viel beschäftigte, rumänische Zeitungsreporterin, die bei zahlreichen Theater-Vorstellungen im Land als Kritikerin auftritt, in den wüstesten Tönen einer Vorstellung des Bitef Theaters Belgrad, „A Short Tale of the Antichrist“ (nach Vladimir Solovyov) und dem nämlichen Regisseur Urbán jegliche Qualität abspricht mit den Worten, es handele sich um rein sexistisches Onanie-Theater eines pubertären Pickligen. Darüber hinaus seien ihr der Regisseur und seine Arbeiten vollkommen unbekannt. Jetzt weiß nicht nur der Insider, wie langsam es mit zeitgenössischem Theater in Rumänien vorangeht.

Das Csiky Gergely-Theater der ungarischen Minderheit gehört zwar auch zu Rumänien und dennoch genießt es bei internationalen Kritikern eine verdientermaßen gute Beachtung. Das trat deutlich beim TESZT 2016 zu Tage. Attila Balázs, Theaterchef und Manager des Festivals und sein Team hatten zu dieser euregionalen Reihe 2016 Theater aus Serbien, Kroatien, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Slowenien, Ungarn, Italien und Rumänien eingeladen, um auszuloten, was zeitgenössisches Theaterspiel in den jeweiligen Ländern heißen kann.
„Erhitzte Gemüter, ethnische Konflikte, das Schicksal der sozialen Randgruppen: Es sind politisch und sozial brandaktuelle Themen, die die postkommunistische Generation der rumänischen Regisseure und Dramatiker beschäftigen“, so (Irina Wolf, u.a. „Das rumänische Theater nach 1989“) Theaterkritiker aus Rumänien und Paris sowie Kultur-Redakteure aus Bonn und Wien im Beleuchten der heutigen rumänischen Theaterszene, wozu auch die Ungarn des Landes gehören.

Dazu kamen Vorstellungen freie Gruppen, so die mittlerweile auch im Westen bekannte Ground Floor Truppe, ein weiterer ungarischer Beitrag der ethnischen Minderheit aus dem rumänischen Cluj-Napoca und schließlich aus dem mutterländischen Budapest die Truppe Forte Company, Budapest / Trafó House of Contemporary Arts, das Sarajewo Kriegstheater/Szene Mess (BIU), Mikser House, Belgrad / Student Cultural Centre, Novi Sad (SRB), Arpad Schilling, der regelmäßig auf allen bedeutenden Festivals eingeladen ist / Onassis Cultural Centre, Athens, Trafo House of Contemporary Arts and Krétakör Foundation, Radu Afrim (RO), Jonas & Landers (PT), Ivo Dimchev (BG),und, und, und … Das gesamte Programm legte offen, wie ernst es TESZT meint mit dem Künstler-Dialog, seinen Spezialisten im Umfeld der Grenznachbarn Rumänien, Ungarn und Serbien und darüber hinaus mit dem Zusammentreffen weiterer Kulturen.

Explizit möchte das Festival Mitwirkende und Besucher über neue Theaterstrukturen in der Region informieren, Plattform für kulturellen Austausch sein und zur Diskussion einladen. Hierbei wird die junge Generation als Partner angesehen, um Anregung, Ermutigung und Erziehung zu vermitteln. Im Feedback erhalten die Festivalmacher dann Ideen für das kommende Festival, ein ernsthaftes gesellschaftliches Anliegen mit win-win Charakter.

Im Rahmen des Wettbewerbs der Stadt Timisoara um die Kulturhauptstadt Europa 2021 ist hierbei das ungarische Theater besonders gut aufgestellt. Finanziell mag das Haus nicht besonders üppig ausgestattet sein, doch es steht besser da, als die freien Bühnen, die sich in Rumänien seit 10 Jahren ständig entwickeln, von politischer Seite jedoch nicht gewollt und gefördert. Auch diesen OFF-Theatern aus Rumänien und den Partnerländern bietet TESZT ein Podium. Denn die junge Generation hungert danach.

„Eines unserer Hauptziele besteht darin, eine engere Verbundenheit in Form von Zusammenarbeit unter den Theatern der Region (über die Grenzen von Rumänien, Ungarn und Serbien) herzustellen.“ Die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Institutionen und der Öffentlichkeit von Timisoara sei der erste Schritt zu einem zukünftigen Austausch von Theater-Vorstellungen und Theater-Experimenten, zu einem besseren Verständnis von neuen Theaterformen, heißt es im Vorwort zum Festival. Es gibt also keinen Wettstreit zwischen den einzelnen Vorstellungen, keine Auszeichnungen, etc.. Die Hauptkriterien der Auswahl, so Balázs und sein künstlerischer Berater Zoltán Gálovits, seien Qualität und eine Bedeutung der jeweiligen Vorstellung für die Region: „Immer noch blockieren psychologische Hindernisse der Grenzen den Informationsfluss zwischen den Ländern“.

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2010 berichteten wir erstmalig vom BITEI-Theaterfestival in Chisinau/Moldau unter dem Aspekt der Information über Ost-West-Theater in vorwiegend russisch sprechenden Ländern. 2011 ist das Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (RO) hinzugekommen; weiterhin berichtet PPS für die Philharmonie (Müpa) Palast der Künste, Budapest (HU). Anlässlich des 3. Int. Theaterfestivals Tbilisi (Tiflis, Georgien) und des 1. Festival of Puppet Theatre, Sachalin, Russland, waren wir 2011 alleinig als deutsche Pressevertreter eingeladen. 2012 wurde die Leitung von PPS als europäischer Beobachter, Berichterstatter und internationaler Juror zum 30. Fadjr Festival nach Teheran gebeten. Das Jahr endete mit der erfolgreichen PR-Kooperation für Janacek-Musikfestival, Brünn (CZ). Seit Anfang 2013 hat die Ungarische Staatsoper, Budapest, unsere Agentur zur regelmäßigen Berichterstattung gebeten. 2015 hat die Kooperation mit dem Staatlichen Akademietheater Opereta Kyiv begonnen, 2016 mit Int. Monodrama Festival Fujairah (UAE) und Int. Scientific Conference of The Academy of Arts, Kairo.

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