Am Puls der Zeit – Hongkongs digitale Start-up-Szene boomt

Digitale Start-ups in Hongkong setzen auf zukunftsweisende und innovative Lösungen anstelle traditioneller Geschäftsmodelle.

BildDivide, 8Now, Storyappy, AfterShip und WeLab sind keine verschlüsselten Codes, sondern Namen aus Hongkongs erfolgreicher Start-up-Szene. Laut eines im letzten Jahr veröffentlichten Berichts von Google und dem Chinese University of Hong Kong´s Center for Entrepreneurship haben sich die Zahlen der Hongkonger Start-up-Unternehmen sowie der Accelerator und Gründerzentren, die diese unterstützen, seit 2009 verdreifacht. Auch die Fördermittelgeber sind von 16 auf 42 gestiegen. Mittlerweile sind mehr als 400 Start-ups auf Startupshk, einer 2010 gegründeten Datenbank für neue Unternehmen, gelistet. Die meisten Start-ups setzen auf zukunftsweisende und innovative Lösungen anstelle traditioneller Geschäftsmodelle.

„Die digitale Start-up-Szene boomt“, sagt Atin Batra, Gründer von Ab.Initio, einer digitalen Marketingfirma, die sich an Start-ups selbst richtet. So sehe er eine steigende Zahl von Co-Working-Spaces, seit er vor einem Jahr nach Hongkong zog. Co-Working ist eine Arbeitsform, bei der mehrere kleine Unternehmen oder Freiberufler in größeren, offenen Räumlichkeiten zusammenarbeiten und voneinander profitieren, Ideen teilen und Kontakte knüpfen können. „Vor einem Jahr gab es hiervon nur eine Handvoll. Mittlerweile sind es mindestens 48“, erzählt er. Co-Working-Spaces seien in der Branche unverzichtbar und besonders neue Start-ups erhofften sich dadurch Networking-Möglichkeiten mit erfahreneren Unternehmen, die sie in den frühen Entwicklungsphasen begleiten können.

Schon immer ist Central Hongkongs Businesszentrum. Nun entstehen auch Co-Working-Spaces in anderen Bezirken auf Hong Kong Island und in Kowloon. Eines der größten ist TusPark HK Innovation Hub in einem früheren Verlagshaus in Kwun Tong, einem älteren Industriegebiet, dass sich zu einem neuen Unternehmenscluster wandelt. In dem auf neun Etagen angelegten Innovationszentrum soll es nach seiner Fertigstellung neben den Büros ein Labor für Prototypen, ein Restaurant, eine Dachterrasse und ein Fitnessstudio geben. TusPark HK Innovation Hub wird der erste Co-Working-Bereich sein, der von dem Science-Park-Entwickler Tus Holdings Co Ltd aus Beijing geleitet wird. Auf dem chinesischen Festland betreut das Unternehmen bereits 30 Existenzgründungsprogramme.

Die noch relativ kleine Start-up-Szene ist eng vernetzt. „Hier kennt jeder jeden und es gibt immer jemanden, den man um Rat fragen kann“, sagt Batra. Das biete enorme Vorteile.

Für potenzielle Geldgeber und Gründer von Start-ups aus dem Finanzsektor ist Hongkongs Stellung als Finanzmetropole ein zusätzliches Plus. Mathias Helleu zog 2000 mit seinem Online-Investment-Unternehmen E*Trade nach Hongkong und gründete zwei Jahre später mit seinem Kollegen Mikaal Abdulla das Online-Brokerhaus 8Securities, das mittlerweile rund 20.000 Kunden hat. Im April diesen Jahres starteten sie 8Now, eine durch Morningstar Investment Management unterstützte Anlegerplattform, auf der die Nutzer mit geringen Gebühren ein Online-Portfolio erstellen können.

Der gebürtige Franzose Helleu ist vom Hongkonger Geschäftsklima als Erfolgsfaktor überzeugt: „Sowohl im FinTech-Sektor, in dem ich tätig bin, als auch im Geschäftsleben allgemein ist Hongkong ein toller Ort für den Aufbau eines eigenen Unternehmens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich hier alles sehr schnell erledigen lässt, etwa eine Lizenz zu beantragen oder Mitarbeiter anzuwerben. Außerdem ist die Stadt international und sie besitzt ein sehr gutes regulatorisches und wirtschaftliches Umfeld“, erzählt Helleu.

8Now ist eigenfinanziert und wurde betriebsintern gegründet. Aber auch für Unternehmen, die nicht diese finanziellen Mittel zur Verfügung haben, verbessern sich die Finanzierungsmöglichkeiten. Es gibt beispielsweise immer mehr Kooperationsprogramme der Regierung, aber auch Gründerzentren, wie das von der Hongkonger Swire Group geführte Blueprint, nehmen zu. So starteten im Juni 2014 zehn Finanzinstitutionen zusammen mit dem Beratungsunternehmen Accenture das Accelerator-Programm „FinTech Innovation Lab Asia-Pacific“, das Finanzinnovatoren unterstützen soll.

Da der Bereich noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es viel Raum für Wachstum. Traditionell wickelten Hongkonger Unternehmen Investitionen eher hinter verschlossenen Türen ab und investierten lieber in Sachanlagen. Internationale Erfolgsgeschichten könnten aber helfen, dass auch Start-ups Unterstützung erhalten. „Wenn man wirklich etwas bewegen will, braucht man einige wenige Erfolgsgeschichten, um die großen Unternehmen wie Google oder Xiaomi zu erreichen“, betont Mark Cheng, der mit dem Risikokapitalgeber Mind Fund zusammenarbeitet. Sein Studio Innovoso wurde vor 8 Monaten eröffnet, nachdem er finanzielle Unterstützung für seine App „Flipagram“ erhalten hatte. Eine weitere App mit Namen „Storyappy“ befindet sich momentan in der Beta-Phase.

Insgesamt werden die Start-up-Unternehmen vor Ort erfolgreicher: So kaufte der Hongkonger Anbieter für Erlebnisgeschenke, Spoilt, im Juni 2014 seinen größten Konkurrenten Red Packet auf. WeLab, eine Plattform für Sozialdarlehen, brachte bereits in der ersten Finanzierungsrunde 14 Millionen USD auf, darunter Investitionen von der Tom Group des Hongkonger Tycoons Li Ka-shing und vom US-amerikanischen Risikokapitalgeber Sequoia Capital. Die von den beiden Hongkongern Andrew und Chris Toy entwickelte App „Divide“, mit der Nutzer ihre Smartphones im Arbeits- oder persönlichen Modus nutzen können, wurde im Mai letzten Jahres von Google Ventures für 120 Millionen USD aufgekauft.

Nach Aussage von Gene Soo, dem Gründer von Startupshk, könnten der Austausch mit Mentoren und mehr Kenntnis über Finanzierungsstrategien zum weiteren Erfolg der Szene beitragen. Um dies zu erreichen, lud Soo in den letzten fünf Jahren regelmäßig internationale Redner ein und bot Informationsveranstaltungen an. Das Gründerzentrum Nest HK veranstaltet regelmäßig „Pitch-Days“. „Viele Start-ups kümmern sich zuerst um die Finanzen, aber man kann auch schon vieles ohne das Funding erledigen“, findet Soo.

In Hongkong helfen zudem die Medien dabei, die Aufmerksamkeit auf die lokale Start-up-Community zu lenken: 2014 erschienen zwei neue Magazine mit dem Schwerpunkt auf „Start-ups“ und der lokale Fernsehsender TVB produzierte die Show „I Am Boss“, in der junge Unternehmer eingeladen werden, ihre Ideen bekannten Experten zu präsentieren.

Die Zahl neuer Unternehmer steigt weiter. Startupshk allein hat 4.000 in seiner E-Mail-Datenbank und über 10.000 Followers auf Twitter. Auch die Networking-Möglichkeiten nehmen zu, findet Batra: „Als ich vor einem Jahr nach Hongkong kam, konnte ich in einer Woche etwa zwei Start-up-Events besuchen. Heute kann ich zu zwei Events pro Tag gehen. Dies zeigt, wie schnell sich die Dinge verändern.“

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